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Kindheits- und Jugendtage

Johann Ludwig Krebs, dessen Name die Altenburger Musikschule seit Juli 1991 trägt, war einer der bedeutendsten Schüler Johann Sebastian Bachs. Schon früh war der vermutlich am 10. Oktober 1713 in Buttelstedt bei Weimar geborene Knabe (urkundlich gesichert ist nur das Taufdatum vom 12.10.1713) mit der Musik Bachs in Berührung gekommen. Erhielt er doch die ersten musikalischen Unterweisungen von seinem Vater, dem Organist Johann Tobias Krebs d.Ä., der in jenen Jahren in Weimar Unterricht bei dem späteren Thomaskantor genommen hatte.

Als Dreizehnjähriger wurde er dann selbst Schüler Bachs in Leipzig, wo er die Thomasschule und später auch zwei Jahre die Universität besuchte. Bachs Unterricht genoss er neun Jahre, der danach in einem Zeugnis bestätigte, dass Krebs „auf dem Clavier, Violine und Laute, wie nicht weniger in der Komposition sich also habilitiret, dass Er sich hören zu lassen keinen Scheu haben darf, wie denn deßfals die Erfahrung ein mehreres zu Tage legen wird.“

Ausbildung bei Bach

Krebs war ein Lieblingsschüler Bachs, was auch in dem zeitgenössischen Wortspiel, „dass in diesem Bach nur ein einziger Krebs gefangen worden ist“, zum Ausdruck kommt. Die besondere Wertschätzung zeigt sich auch darin, dass Bach ihn dem Universitätsprofessor Johann Christoph Gottsched, dem literarischen Repräsentanten der deutschen Aufklärung in Leipzig, als Kompositionslehrer für dessen Frau empfahl und auch Kompositionen seines Schülers vertrieb. Von Bachs Unterricht ist Krebs entscheidend geprägt worden. Der Schneeberger Organist Gottfried Lincke, der ihn später in Zwickau spielen hörte, bezeichnete Krebs nicht nur als einen ,,sehr starken Clavier- und Orgelspieler“, sondern meinte auch, dass es etwas wichtiges sey, was dieser Mensch, als ein Organist, vor andern tut, und ist er eine Bachische Creatur“.

Anstellungen

Seine erste Anstellung fand Krebs als Organist an der Zwickauer Marienkirche, wo er von 1737 bis 1743 tätig war. Die mit Mängeln behaftete Orgel konnte ihn jedoch nicht befriedigen. Er bemühte sich daher um den Bau einer neuen Silbermann-Orgel, ohne sich allerdings mit seinem Vorhaben durchsetzen zu können. So ging er 1744 als Schlossorganist nach Zeitz. Zuvor hatte er sich 1742 mit Erfolg um die Organistenstelle an der Dresdner Frauenkirche beworben, diese aber – wohl wegen der zu geringen Besoldung – nicht angetreten hat. Andere Bewerbungen schlugen fehl, so unter anderem 1750 die Bewerbung um die Nachfolge Bachs als Thomaskantor und 1753 um die Organistenstelle in Zittau, wo Silbermann eine seiner größten Orgeln gebaut hatte.

Krebs in Altenburg

Verständlicherweise strebte Johann Ludwig Krebs, der nach dem Tode Bachs als einer der größten Orgelspieler seiner Zeit galt, nach einer Stelle, wo ihm auch ein hervorragendes Orgelwerk zur Verfügung stand. Eine solche wurde ihm 1756 in Altenburg, wo die Stelle des Hoforganisten frei wurde, angeboten. Mit der von Gottfried Heinrich Trost (1673 – 1759) gebauten und 1739 fertig gestellten Orgel stand Krebs nun ein solch hervorragendes Instrument zur Verfügung, dass er trotz seiner berechtigten und wiederholten Klagen über eine zu geringe Besoldung, weswegen er mit den Seinen in die betrübtesten Umstände geriet, 1786 selbst die Gelegenheit ausschlug, unter sehr vorteilhaften Bedingungen nach Livland zu gehen. Die Bindung von Krebs an diese Orgel – und damit auch an Altenburg – ist ohne Zweifel sehr stark gewesen. Der Krebsforscher Hans Löffler, ehemals Pfarrei in Dobitschen, bezeichnete sie geradezu als „Krebsorgel“ und Johann Friedrich Meyner, ein Zeitgenosse von Krebs, berichtet: „Noch als Greiß war er Jüngling in der Begeisterung, wenn er vor der Orgel saß, er lebte in seinem Instrumente, das ihn immerfort verjüngte.“

Kompositionen

Als Komponist hat sich Krebs vornehmlich der Instrumentalmusik zugewandt, während die Zahl der Vokalwerke, worunter sich auch ein Dramma per Musica befindet, verhältnismäßig klein ist. Fast die Hälfte seiner Kompositionen sind Orgelwerke. In ihnen folgt er seinem großen Lehrer vielfach so sehr, dass später Kompositionen von ihm Bach und umgekehrt Bachsche Werke Krebs zugeschrieben worden sind. In seinen zahlreichen Klavier- und Kammermusikwerken begegnen wir dagegen auch weithin den musikalischen Merkmalen des Galanten und Empfindsamen Stils. Mit diesen Kompositionen wendet er sich bewusst an den Liebhaber „der edlen Music, Besonders des CIaviers, zur Gemüths-Ergötzung und Angenehmen Zeit-Vertreib“. Zu seinem Gesamtwerk gehören ferner zwei Streichersinfonien, zwei Lautenkonzerte sowie ein Konzert für Cembalo, Oboe und Streichorchester. Johann Ludwig Krebs, der vom Oktober 1756 an bis zu seinem Tode am Neujahrstag 1780 – also fast ein Viertel Jahrhundert – in Altenburg gelebt und gewirkt hat, ist weit über Altenburgs Grenzen hinaus bekannt und berühmt gewesen. So wurde auch sein Tod im „Musikalischen Almanach auf das Jahr 1783″ angezeigt. Johann Nikolaus Forkel hat den Nachruf geschrieben, der wörtlich auch in dem in Hamburg erschienenen, „Magazin der Musik“ nachgedruckt worden ist. Darin hebt er besonders die Orgelwerke von Krebs hervor und zählt sie zu den „gründlichsten und besten seiner Zeit“. Zudem rühmt er ihn als großen Organisten und nennt ihn den „würdigen Schüler Johann Sebastian Bachs“. „Den Namen dieses bedeutenden Bachschülers zu tragen, ist für die Altenburger Musikschule gewiss Ehre und Verpflichtung zugleich.“

– Joseph Greger –